Das Jahr 1969 - Zusammengestellt von Ingo Bochert und Wolfgang Jacob (+)

  • 01.01.1969: Bis 1968 arbeitete die DSR im Fahrtgebiet Indien – Pakistan unabhängig von der Konferenz. Auf Grund der von der DSR erreichten starken Position in diesem Fahrtgebiet, kann die DSR ab 1. Januar 1969 als Mitglied der India-Pakistan-Bangladesh-Conference (IPBC), der zweitgrößten Internationalen Schifffahrtskonferenz im Fahrtgebiet operieren. Zum gleichen Termin erfolgte auch die Mitgliedschaft in der Ceylon-Conference.

  • 01.01.1969: Mit Jahresbeginn arbeitet die Schrittmacherbesatzung des MS ESPENHAIN als Komplexbrigade in einer neuen Form des Borddienstes.

  • 15.01.1969: Außerdienststellung und Verkauf des MT SCHWARZHEIDE (1) an Recuperaciones Submarines S.A., Santander/Spanien. Dort am 18.02.1969 Ankunft zum Abbruch. Es folgten: MT LÜTZKENDORF (1) am 28.01.1969 zunächst an die Eisen & Metall AG, Hamburg. Im Folgemonat an die Blohm + Voss AG, Hamburg als Tankreinigungsschiff HEIN SLOP. MS DRESDEN (1) am 31.12.1969 an den Rat der Stadt Rostock. Ab 13.06.1970 als Schwimmendes Schiffbaumuseum mit dem Namen „Traditionsschiff Typ Frieden“ in Rostock-Schmarl vertäut.

  • 25.01.1969: MS WILHELM FLORIN lief als 15.000.Schiff im Überseehafen Rostock ein.

  • 31.01.1969: Indienststellung des aus Schweden angekauften Tankers MT SCHWEDT (2) (ex Sea Serpent). Mit 18.500 PS hatte das Schiff die bisher stärkste Antriebsleistung der Flotte. Nach kurzer Werftzeit im Dock 3 der Götaverken im Februar 1969 versegelte das Schiff am 01.03.1969 von Göteborg zum Passagierkai-Rostock. Dort war das Schiff am 02.03.1969 um 12 Uhr fest. Am 12.03.1969 begab sich der Tanker, unter Führung von Kapitän Günter Thomas auf die erste Ladungsreise nach Odessa/Sowjetunion und ging dort am 25.03.1969 vor Anker.

  • 07.02.1969: Indienststellung des Mittelfrachters MS WISMAR (2) desTyp Afrika vom VEB Mathias-Thesen-Werft, Wismar. Es folgten: MS SONNEBERG am 08.06.1969, MS WITTENBERG am 31.10.1969 und MS F.J.CURIE am 31.12.1969. Dieser Schiffstyp ist speziell für Liniendienste zum afrikanischen Kontinent geeignet. Einrichtung und Ausrüstung mussten den besonderen Bedingungen Westafrikas angepasst sein, wo der Güterumschlag in Häfen ohne ausreichende landseitige Krankapazität, auf Reede oder auf Flüssen bis weit im Landesinneren erfolgt.

  • 00.02.1969: Auf der Grundlage des bestehenden Schifffahrtsabkommens zwischen der indischen Union und der DDR, wurde ein Gemeinschaftsliniendienst zum Persischen Golf errichtet. Diesen Dienst betreiben die drei indischen Reedereien The Shipping Corporation of India Ltd., Bombay, The Scindia Steam Nav. Co. Ltd., Bombay sowie The India Steamship Co. Ltd., Kalkutta, gemeinsam mit der DSR. Anlaufhäfen sind Livorno, Marina di Carrara, Venedig, Triest, Ravenna, Kuweit, Damman und Basrah. 40-tägig wird der Dienst bei der DSR durch die Schiffstypen X, XD und Schnellfrachter bedient.

  • 00.00.1969: Aufnahme des Liniendienstes DDR – Fernost mit den Anlaufhäfen Rostock, Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam, Antwerpen, Singapore, Bangkok, Hongkong und Yokohama mit monatlich einer Abfahrt durch die Schiffstypen IV, X, XD, Schnellfrachter, nachfolgend auch Meridian und Mercator.

  • 00.02.19069: Probeweise Aufnahme eines Containerdienstes zu den finnischen Häfen Helsinki und Kotka. Neben konventioneller Ladung wurden im regelmäßigen 14-tägigem Rhythmus Container befördert. Die Eislage führte jedoch zu einer zweimonatigen Unterbrechung. Danach nahm das MS BAHRT den Linienverkehr am 21. April 1969 wieder auf.

  • 12.03.1969: Die Datenerfassungsstation der DSR und das Organisations- und Rechenzentrum der Seeverkehrswirtschaft nahmen ihre Tätigkeit auf.

  • 27.03.1969: Indienststellung des aus Norwegen angekauften Tankers MT ZEITZ (2) (ex Daghild).

  • 28.03.1969: Indienststellung des Hochseefrachters MS NIENBURG des Typ XD vom VEB Warnowwerft Warnemünde. Es folgte: MS FREYBURG am 24.04.1969 als erster DSR-Neubau-Frachter mit einem Wulstbug.

  • 24.04.1969: MS HELLERAU rettet zwei Seeleute des durch Wassereinbruch gekenterten holländischen MS ZEEAREND aus Rotterdam.

  • 00.05.1969: Beitritt der DSR zum „Baltamerika“. Dieser von den Polish Ocean Lines, Gdynia und der Baltic Steamship Company, Leningrad, im Januar 1968 gegründeten Gemeinschaftsliniendienst verbindet die Häfen Leningrad, Gdynia und Rostock, sowie die Häfen des westeuropäischen Kontinents mit denen der Ostküste Südamerikas.

  • 22.05.1969: Indienststellung des aus Schweden angekauften Erz-Öl-Schiffes MS AUE (ex Virtala). Es folgte MS ZWICKAU (ex Vitafors) am 27.06.1969. Nach den Abmessungen war es eine Schwester der AUE. Es unterschied sich aber deutlich durch die mittschiffs angeordnete Brücke.

  • 12.06.1969: Das MS NORDSTERN verließ um 23 Uhr den Rostocker Überseehafen zum Container-Probetransport aus und machte am 14.06.1969 um 23.45 (MEZ) im Hafen Riga, Andreewski-Bereich fest. Die erforderlichen technologischen Voraussetzungen für den Containerumschlag durch die lettische Reederei waren abgeschlossen, der Aufnahme eines Linienverkehrs stand deshalb nichts mehr im Wege.

  • 00.07.1969: Im Sommer 1969 erhielt das MS BLANKENBURG den Auftrag, Voraussetzungen für die künftige Bildung einer Komplexbrigade zu schaffen, diese zusammenzustellen und einzusetzen, Erfahrungen in der täglichen Arbeit im Schiffsbetrieb zu sammeln und diese auszuwerten.

  • 20.08.1969: MS VOGTLAND bewahrt acht Besatzungsmitglieder, darunter eine Frau, eines tansanischen Schoners, der in der Bucht von Daressalam auf das Hammond-Rock-Riff gelaufen war, vor dem Tode des Ertrinkens.

  • 01.09.1969: Beginn der Ausbildung zum Vollmatrosen der Handelsschifffahrt mit den Spezialisierungsrichtungen Decksbetriebstechnik, Maschinenbetriebstechnik, Technische Flotte. Damit entfiel die Ausbildung des Schiffsbetriebsschlossers und des Vollmatrosen der üblichen Art. Einstellung von 418 Lehrlingen zum Vollmatrosen, 112 zum Vollmatrosen mit Abitur und 99 zum Maschinenschlosser. Im 2.Lehrjahr fahren jeweils 8 bis 10 Lehrlinge mit einem Ausbildungsoffizier als Lehrlingsgroßgruppen auf Frachtschiffen der Reederei. Der neue Lehrplan wurde verbindlich und enthielt auch die neueingeführten Grundlagenfächer Betriebsökonomik, Grundlagen der Elektronik, Grundlagen der BSMR-Technik und Grundlagen der Datenverarbeitung. Im gleichen Jahr erfolgte auch der Einzug in das Lehrlingswohnheim Lütten.Klein mit rund 450 Plätzen.

  • 01.09.1969: Die DSR begann mit der Ausbildung von zunächst 31 Kochlehrlingen in einem Kühlungsborner Hotel.

  • 01.09.1969: Ein weiterer entscheidender Schritt in der Ausbildung von Seeoffizieren, war die Bildung der Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow mit ihren insgesamt vier Sektionen: Schiffsführung, Schiffsbetriebstechnik, Schiffbautechnologie und Grundlagenausbildung. Sie löste die 1846 an der Navigationsschule Wustrow begonnene nautische Ausbildung ab und übernahm auch die seit 1948 an der Ingenieurschule für Schiffstechnik „Ernst Thälmann“ durchgeführte Ausbildung von technischen Offizieren und Schiffbauingenieuren in der neuen Qualität als Hochschulausbildung.

  • 00.09.1969: MS BELLATRIX durchfuhr auf einer Finnlandreise als erstes Schiff den kurz vorher wieder eröffneten Saimaakanal mit seinen acht Schleusen bei 12,7 Meter Höhenunterschied.

  • 25.09.1969: MS SCHWARZBURG, mit 10 000 Tonnen Getreide an Bord aus Buenos Aires kommend, kollidierte in der La-Plata-Mündung mit dem liberianischen Frachter SAGITTARIUS.

  • 07.10.1969: Auszeichnung des Kollektivs des VEB DSR mit dem Orden „Banner der Arbeit“.

  • 13.10.1969: Verlängerung des MS CALBE um eine Sektion bei SA. Cockerill-Ougree in Hoboken/Belgien. Damit konnte als Nutzeffekt die Tragfähigkeit um 4806 Tonnen erhöht werden. Die Länge vergrößerte sich von 152 m auf 172,5 m. Bei der Werftaufnahme war die neue Sektion bereits vorgefertigt, sodass die Trennung des Schiffskörpers, das Einbauen der neuen Sektion und das Zusammenfügen des Vor- und Achterschiffes zügig durchgeführt werden konnte.

  • 01.11.1969: Das Besatzungskollektiv des MS DENEBOLA erhält das Ehrenbanner des Ministeriums für Verkehrswesen als bestes Jugendkollektiv im sozialistischen Wettbewerb anlässlich des 20. Jahrestages der DDR.

  • 00.12.1969: Der Containerverkehr auf der Linie nach London-Tilbury hat sich im Laufe des Jahres gut entwickelt und wurde zu Ende des Jahres auf den Hafen Hamburg ausgedehnt. Mit den vorübergehend eingesetzten MS FALKE und MS PINGUIN konnten insgesamt 2900 Stück 20-Fuß-Container befördert werden. Im Jahre 1969 fuhren pro Woche bereits sechs Containerzüge von Dresden über Berlin Richtung Rostock.

  • 15.12.1969: Die DSR eröffnet in Wismar ein Seemannsheim. Es bietet den zu einem kurzen Besuch im Hafen weilenden Frauen und Kindern der DSR-Seeleute beste Bedingungen für einen angenehmen Aufenthalt. Es stehen zur Verfügung: 70 Betten, Teeküche, Dusch-und Baderäume, Bügelraum und Waschmaschine.

  • 00.12.1969: Im Dezember 1969 gab der Präsident der Direktion für Seeverkehr und Hafenwirtschaft (DSH) Heinz Neukirchen, den Beschluss des Ministeriums für Verkehrswesens vom 17. Dezember 1969 über die Bildung des VEB Deutfracht bekannt und überreichte Eduard Zimmermann die Berufungsurkunde zum Generaldirektor. Ein Bulletin informierte Geschäftspartner im In- und Ausland über die Bildung der neuen Reederei in Rostock. Der VEB Deutfracht-Internationale Befrachtung und Reederei hatte seinen Sitz im Rostocker Überseehafen.

  • 31.12.1969: Gütertransportmenge nach Gutarten (in kt) insgesamt: 7 262.7, davon Spezialmassengut 2 060.7, Massenstückgut (ohne Holz) 1 906.5, Stückgut 1 372.5, Holz 342.3 und Flüssiggut 1 580.7 Transportierte Container 3280 TEU.

  • 31.12.1969: Bestand der DSR-Flotte: 172 Schiffe mit 1.195 581 tdw, davon etwa 100 Schiffe in der Linienschifffahrt. Sie bot ab DDR-Häfen 21 Abfahrten. Von den Besatzungsmitgliedern sind 607 Frauen.


DSR-Seeleute,, Sonntag, 10. Februar 2019