Das Jahr 1970 - Zusammengestellt von Ingo Bochert

  • 01.01.1970: Der Minister für Verkehrswesen hat mit Wirkung vom 1. Januar 1970 die Bildung des VEB Deutfracht-Internationale Befrachtung und Reederei mit Sitz in Rostock angewiesen. Generaldirektor wurde Eduard Zimmermann. Ziel war eine Optimierung der Devisenbilanz für die seewärtigen Ex- und Importe der DDR. Auch dieser Betrieb untersteht der Direktion des Seeverkehrs und der Hafenwirtschaft. Seine Aufgaben sind, Seetransporte für den eigenen Außenhandel und für fremde Rechnung mit Spezialschiffen durchzuführen und fremde Tonnage zu chartern und zu befrachten.
    Diese Aufgaben verlangten, dem neuen Betrieb den bisherigen Flottenbereich Spezialschifffahrt des VEB Deutsche Seereederei zu übergeben. Außerdem wurde der bisher bestehende VEB Deutfracht-Internationale Befrachtung, Berlin, dieser neuen Reederei zugeordnet. Die Herauslösung dieses Flottenbereiches bedeutet, dass insgesamt 25 Schiffe mit 435 473 tdw aus dem VEB Deutsche Seereederei abgegeben wurden.
    Nach Typen sind es: 4 Kühl-und Frachtschiffe mit 15 794 tdw, 11 Bulkcarrier mit 157 928 tdw, 8 Tankschiffe mit 214 991 tdw und 2 Erz/Ölschiffe mit 46 760 tdw. Die Schiffe des VEB Deutfracht tragen blau-rot-blaue Flaggen und blau-rot- blaue Schornsteinmarken mit einem stilisierten Rostocker Greif. Nach Abgabe der 25 Schiffe an den VEB Deutfracht, verfügte die Deutsche Seereederei am 1. Januar 1970 über 144 Frachtschiffe mit 760 148 tdw, 2 Passagierschiffen mit 20 562 BRT und 1 Versorgungsschiff mit 267 BRT.
    Aus der Entscheidung, in der DDR zwei Reedereibetriebe zu bilden, ergibt sich, dass der VEB Deutsche Seereederei Rostock nunmehr fast ausschließlich in der Linienschifffahrt unter dem Logo „DSR-LINES“, tätig sein wird.
  • 01.01.1970: Gründung der VEB Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei (BBB). In ihm vereinigten sich die ehemaligen Betriebe VEB Deutsche Seebaggerei und VEB Lotsen-, Bugsier- und Bergungsdienst. Die Schiffe haben zur Kennzeichnung am Schornstein auf blau-rot-blauen Ringen ein Zahnrad.
  • 19.01.1970: Indienststellung des aus Schweden angekauften Erz-Öl-Schiffes MS EISENHÜTTENSTADT (ex Mertainen). Es folgte am 14.04.1970 der Motortanker SCHWARZHEIDE (2) (ex Sovereign Clipper), als nunmehr größtes Schiff der DSR in der Relation Persischer Golf.
  • 29.01.1970: Übergabe des MS THALE an die FDJ-Organisation des VEB Deutfracht als Jugendobjekt.
  • 18.02.1970: Bildung einer Politischen Abteilung der Handelsflotte bei der Direktion Seeverkehr und Hafenwirtschaft unter Leitung von Heinz Stieler.
  • 00.00.1970: Das Netz der Auslandsvertretungen hat sich inzwischen auf 19 ausgedehnt. In Prag, Szczecin, Gdynia, Antwerpen, Piräus, Alexandria, Beirut, Accra, Lagos, Daressalam, Basra, Bombay, Kalkutta, Singapur, Djakarta, Pjöngjang, Peking, Rio de Janeiro und Havanna tragen die Repräsentanten der DSR zur wirkungsvollen Gestaltung unserer Schifffahrtsbeziehungen zu diesen Teilen der Welt bei.
  • 00.00.1970: Der Liniendienst DDR – Südamerika Ostküste wird seit 1970 als  Gemeinschaftsliniendienst „Baltamerika“ mit der Polskie Linie Oceanczne, Gdynia und der Baltijskoe Morskoe Parochodstvo, Leningrad betrieben. Anlaufhäfen sind Rostock, Hamburg, Rotterdam, Antwerpen, Rio de Janeiro, Santos, Montevideo und Buenos Aires. Vorwiegend ist von Seiten der DSR der Schiffstyp XD bei einer Abfahrt im Monat tätig.
    Gemeinsam mit den Partnern des Baltamerika-Dienstes, trat der VEB Deutsche Seereederei der Brasilien-Europa-Frachtkonferenz bei. Diese kontrolliert und organisiert den gesamten Linienschiffsverkehr zwischen Brasilien und Europa. Den brasilianischen Linien Lloyd Brasileiro und Empresa de Navegacao Alianca wird dabei das Recht eingeräumt, 50 Prozent der anfallenden Gütermengen nach Brasilien und 40 Prozent in entgegengesetzter Richtung nach Westeuropa zu Transportieren. Im Verkehr zwischen Brasilien und den sozialistischen Ostseeanliegerstaaten wird die Ladung 50 zu 50 geteilt. Ebenfalls gemeinsam mit den Partnern des Baltamerika-Dienstes, ist die DSR auch der Argentinien-Europa-Konferenz unter gleichen Bedingungen und Ladungsverhältnissen beigetreten.
  • 27.05.1970: In Cannes wurde der VEB Deutfracht vom Exekutiv-Komitee der BIMCO als Reederei-Mitglied aufgenommen.
  • 28.05.1970: Indienststellung des Hochseefrachters MS MAGDEBURG (2) des Typ XD vom VEB Warnowwerft Warnemünde. Es folgte MS NEUBRANDENBURG am 22.06.1970, welches als 50. Schiff auf der Warnowwerft Warnemünde gebaut wurde.
  • 01.06.1970: Indienststellung des Afrika-Frachters MS STOLLBERG vom VEB Mathias-Thesen-Werft Wismar.
  • 09.06.1970: Übergabe des Seemannheimes „Haus Sonne“ in Rostock durch das Wohnungsbaukombinat, als Betreuungszentrum aller Seeleute beider Reedereien. Es stehen zur Verfügung: 352 Betten, eine Gaststätte mit 260 Plätzen, eine Mokkabar mit 30 Plätzen sowie eine Hausbar, ärztliche Betreuungseinrichtungen und Abteilungen für soziale und kulturelle Betreuung. Der Neubau entstand an Stelle des 1942 zerstörten Hotels „Zur Sonne“.
  • 05.06.1970: MS DRESDEN wurde nach Umbauarbeiten auf der Warnowwerft Warnemünde  nach Rostock-Schmarl geschleppt und vertäut.
  • 13.06.1970: Feierliche Übergabe des Schiffes an den Rat der Stadt Rostock von der DSR (Kapitän Gerd Peters), anlässlich der 12. Arbeiterfestspiele im Bezirk Rostock.  
  • 27.06.1970: In Sopot gründeten die Reedereien der VR Bulgarien, der CSSR, der Förderativen Sozialistischen Republik Jugoslawien, der VR Polen, der UdSSR, der VR Ungarn und der Deutschen Demokratischen Republik die Internationale Shipowers Association (INSA). Diese ist offen für alle Reeder der Welt. Sitz der INSA ist Gdynia. Als erster Präsident wurde der Generaldirektor der Polish Ocean Lines gewählt.
  • 00.07.1970: Im Sommer 1970 erhielt das MS NEUBRANDENBURG als erstes Schiff der DSR von der DSRK die Klassifikation für den Aut-24-Betrieb.
  • 01.09.1970: Einstellung von 482 Lehrlingen zum Vollmatrosen der Handelsschifffahrt mit und ohne Abitur sowie 40 Kochlehrlingen. Beginn der Ausbildung von vorwiegend weiblichen Kellnerlehrlingen für den Bordeinsatz als Stewardessen mit vorerst sechs Teilnehmerinnen. Der theoretische Unterricht findet im Objekt am Krischanweg und die praktische Ausbildung im „Haus Sonne“ statt.
  • 00.09.1970: Einrichtung eines regulären Containerverkehrs zwischen den Häfen Rostock und Riga.
  • 01.10.1970: Inkraftsetzung der neuen Seefrachtordnung (SFO) und der „Ordnung über die Behandlung gefährlicher Güter beim Seetransport und Hafenumschlag“.
  • 20.10.1970: Indienststellung des MS BOLTENHAGEN des Typ Container 780 vom VEB Elbewerft Boizenburg. Es folgten: MS TRINWILLERSHAGEN am 30.11.1970 und MS DIERHAGEN am 30.12.1970.
  • 20.10.1970: Nach seiner letzten Reise wurde das Passagierschiff FRITZ HECKERT aus der Fahrt genommen. Bis zum 06.11.1970 blieb das Schiff am Passagierkai Warnemünde liegen, verholte dann mit Schlepperhilfe in den Stadthafen Rostock und machte am Liegeplatz 88 fest. Die durch Ministerratsbeschluss festgelegte offizielle Außerdienststellung erfolgte mit Wirkung vom 01.01.1971. Am 06.07.1971 verschleppte man das Schiff zu anstehenden Arbeiten in den VEB Mathias-Thesen-Werft Wismar. Im Juni 1972 wurde beschlossen, die ehemalige FRITZ HECKERT in den Hafen Stralsund zu schleppen und fortan als Wohnschiff zu nutzen
  • 12.11.1970: Außerdienststellung und Verkauf des Dampfers THÄLMANN-PIONIER an Symmachia Compania Naviera S.A., Piräus (GRC), Mgrs. George A. Calliotsis Succrs. SA. Als SYMMACHIA. Es folgte MS STOLTERA am 01.12.1970 an Pigi & Anthony Alexatos, Piräus (GRC) als DANAE IV.
  • 10.12.1970: Ein ständiger Liniendienst, als sogenannte Solidaritätslinie wird zwischen Rostock und Haiphong/Nordvietnam eingerichtet. Als erster DSR-Frachter im Liniendienst nimmt MS EDGAR ANDRE Kurs auf Vietnam.
  • 31.12.1970: Gütertransportmenge nach Gutarten (in kt) insgesamt: 8 510.7 davon Spezialmassengut 2 719.5, Massenstückgut (ohne Holz) 2 028.1, Stückgut 1 508.0, Holz 334.5 und Flüssiggut 1 920.6. Transportierte Container 7150 TEU.
  • 31.12.1970: Bestand der Flotte: VEB Deutsche Seereederei 150 Schiffe einschl. MS VÖLKERFREUNDSCHAFT und MS BEREITSCHAFT mit 776 872 tdw. VEB Deutfracht 27 Schiffe mit 552 216 tdw. Beide Reedereien zusammen: 177 Schiffe mit 1. 329 088 tdw.
    Gesamtgütertransportmenge der Handelsflotte der DDR 8.511.000 t.
    Von den 9298 Gesamtbeschäftigten der DSR und Deutfracht (ohne Lehrlinge) befinden sich 601 Frauen als Besatzungsmitglieder in der Flotte.
  • 31.12.1970: Zum Ende des Jahres wurden bei der DSR 17 Liniendienste, davon 11 Gemeinschaftsliniendienste bedient. Angelaufen wurden 87 Staaten.


DSR-Seeleute,, Sonntag, 03. März 2020